Bewegung hält gesund! Das gilt bereits im Kindesalter.

Übergewicht ist bereits für Kinder ein Gesundheitsrisiko

Die Studienteilnahme ist für die Kinder unkompliziert und schmerzfrei.

Nach der erfolgreichen Pilotstudie Rebirth Active School (2017-2019), bei der über 350 Schulkinder an verschiedenen Grund- und Gesamtschulen auf ihre körperliche Fitness und ihren kardiovaskulären Gesundheitszustand hin untersucht wurden, werden die Untersuchungen jetzt auf 40 weitere Schulen in der Region Hannover und Wolfsburg ausgeweitet. Ziel ist es, in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sportmedizin ein neu entwickeltes Bewegungsprogramm in den Unterricht der Kinder zu integrieren. Der tägliche Bewegungsumfang der Kinder soll erhöht werden um damit ihre körperliche Fitness zu verbessern. In der Pilotstudie konnte bereits gezeigt werden, dass übergewichtige und adipöse Kinder eine geringere Elastizität der Gefäße aufweisen, als ihre normalgewichtigen Altersgenossen. Die Elastizität der Gefäße kann schmerzlos durch Messung der Pulswellengeschwindigkeit bestimmt werden und dient als Maß für die Gefäßgesundheit bzw. Gefäßalterung. Es konnte ein Zusammenhang der erhöhten Pulswellengeschwindigkeit mit dem Blutdruck, einem erniedrigten HDL-Cholesterin-Wert und dem Körpergewicht aufgezeigt werden (Memaran et al. 2020). Weiterhin wird körperliche Fitness und das Konzentrationsvermögen bei den Kindern untesucht, die an dem Bewegungsprogramm teilgenommen hatten im Vergleich zu ihren Schulkameraden ohne Bewegungsprogramm.

Im den folgenden Jahren wird nun erneut ein interdisziplinäres Team aus Kinderärzt*innen, medizinischen Doktorand*innen und Sportwissenschaftler*innen die teilnehmenden Schulen besuchen. Untersucht werden ausschließlich Kinder der zweiten Klassen. Der kardiovaskuläre Gesundheitszustand der Kinder wird mithilfe hochempfindlicher, schmerzloser und unbelastender Messmethoden untersucht. Diese Untersuchungen erlauben es, auch minimale Veränderungen der Gefäßfunktion zu erfassen. Ziel ist es, Einflüsse bestimmter Risikofaktoren auf die Gefäßgesundheit besser zu erforschen und früher zu diagnostizieren, um in Zukunft eine verbesserte Präventionsarbeit leisten zu können.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Wissenschaftlicher Hintergrund

Das metabolische Syndrom mit Adipositas, arterieller Hypertonie, erhöhten Triglyceriden und erniedrigten HDL-Cholesterinwerten sowie einem erhöhten Nüchternglukosewert ist als kardiovaskulärer Risikofaktor inzwischen auch bei Kindern beschrieben. Aktuell leiden 26,3% der 5-17 jährigen in Deutschland an Übergewicht oder Adipositas. Angaben zur Prävalenz der arteriellen Hypertonie im Kindesalter gibt es nur wenige, sie wird mit 4,5-7% berichtet. Erste Gefäßveränderungen sind auch bereits bei Jugendlichen nachweisbar, die an hypertensiven Blutdruckwerten leiden. Aktuelle Untersuchungen an übergewichtigen Jugendlichen zeigen, dass sich die Atherosklerose bereits im Jugendalter manifestiert. Als Ausdruck dessen konnten Studien eine höhere Pulswellengeschwindigkeit, d.h. eine vermehrte vaskuläre Steifigkeit, bei adipösen Kindern, sowie bei Kindern mit Diabetes mellitus oder auch chronischen Nierenerkrankungen nachweisen. Von unserer Arbeitsgruppe konnten 2015 Normwerte für die Pulswellengeschwindigkeit bei Kindern etabliert werden.

Der nicht-invasiv gemessene zentrale Blutdruck, als weiterer wichtiger Einflussfaktor für die Gefäßgesundheit, ist bei Erwachsenen ein stärkerer Prädiktor für kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität als der peripher gemessene. Jugendliche zeigen eine besonders ausgeprägte Differenz zwischen zentralem und peripherem Blutdruck. Übergewichtige Kinder weisen einen im Vergleich zum brachial gemessenen höheren zentralen Blutdruck auf. Dies wurde bisher aber nur an einer kleinen Gruppe von Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 18 Jahren gezeigt; Daten zu jüngeren Kindern liegen nicht vor. Es erscheint aber plausibel, dass insbesondere bei Adipositas der zentrale Blutdruck differenziell zum brachial gemessenen erhöht ist und damit auf ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko hindeutet.

In bisherige Studien wird von einer engen Korrelation von Übergewicht und unzureichender sportlicher Fitness bei Kindern ausgegangen. Unsere Vorarbeiten zeigen, dass dies nicht unbedingt der Fall ist. Daten aus dem Erwachsenenalter weisen darauf hin, dass sportliche Fitness die negativen Effekte des Übergewichts zumindest teilweise wettmachen kann. In einer Meta-Analyse mit mehr als 650.000 Teilnehmern konnte gezeigt werden, dass der positive Einfluss von Sport auf die Lebenserwartung überwiegt, auch wenn ein gewisses Übergewicht vorliegt.

Ziele der Studie

Ziele der Studie

Ziel unserer Untersuchungen an gesunden Schulkindern ist die Erforschung früher kardiovaskulärer Veränderungen des Herz-Kreislauf-Systems sowie möglicher Einflussfaktoren. Insbesondere die Relevanz körperlicher Fitness im Zusammenhang mit diesen frühen kardiovaskulären Veränderungen bei Grundschulkindern soll untersucht werden. Eine weitere zentrale Fragestellung dieses Projektes ist die Bedeutung des zentralen Blutdrucks für den vaskulären Endorganschaden.

Forschungsmethoden

Forschungsmethoden

In unseren Projekten nutzen wir eine Reihe von nicht-invasiven Methoden, um die Entstehung und den Verlauf von kardiovaskulären Veränderungen zu beurteilen. Hierzu gehört neben der standardisierten peripheren Blutdruckmessung, die Untersuchung der Gefäße mittels oszillometrischer Pulswellen-Geschwindigkeitsmessung und die Bestimmung des zentralen Blutdrucks. Außerdem werden bekannte und experimentelle Marker für ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko im Blut untersucht.